Ausbildungsart und Abschluss
Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen ist ein anerkannter Ausbildungsberuf nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG). Bei dem Ausbildungsberuf handelt es sich um eine duale Ausbildung, die im Ausbildungsbetrieb und in der Berufsschule stattfindet.
Die Abschlussbezeichnung lautet „Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen“.
Einsatzgebiete und Tätigkeitsschwerpunkte
Kaufleute im Gesundheitswesen planen und organisieren Verwaltungsvorgänge, Geschäftsprozesse und Dienstleistungen in den unterschiedlichen Arbeitsgebieten des Gesundheitswesens. Hierfür wenden Kaufleute im Gesundheitswesen sozial- und gesundheitsrechtliche Regelungen an, informieren und betreuen Kunden und beobachten das Marktgeschehen im Gesundheitssektor. Sie erfassen Patientendaten und rechnen Leistungen mit Krankenkassen und sonstigen Kostenträgern ab. Zudem kalkulieren sie Preise und beschaffen bzw. verwalten benötigte Materialien und Produkte. Sie entwickeln Marketingstrategien und wirken beim betrieblichen Qualitätsmanagement mit. Daneben üben sie im betrieblichen Finanz- und Rechnungswesen und in der Personalwirtschaft allgemeine kaufmännische Tätigkeiten aus, wenn sie z.B. den Jahresabschluss erstellen oder Personalstatistiken führen.
Kaufleute im Gesundheitswesen haben folgende Aufgaben:
- das Marktgeschehen im Gesundheitssektor beobachten und Marketingkonzepte erarbeiten
- bei der Entwicklung und Erarbeitung von Konzepten zu Dienstleistungsangeboten mitwirken
- Kunden bzw. Patienten informieren, beraten und betreuen
- kaufmännische Aufgaben durchführen, Geschäftsvorgänge im Rechnungswesen bearbeiten
- bei der Aufstellung des Haushalts auf der Basis unterschiedlicher Finanzierungsquellen mitwirken
- medizinische Leistungen kodieren und mit Krankenkassen und sonstigen Kostenträgern abrechnen
- den Bedarf an Materialien, Produkten und Dienstleistungen ermitteln, diese beschaffen und verwalten
- mit unterschiedlichen Dokumentationssystemen umgehen und sie für Abrechnungen und das Qualitätsmanagement nutzen
- Kalkulationen durchführen
- Statistiken anfertigen, auswerten, aufbereiten und präsentieren
- Organisationsabläufe und Verwaltungsprozesse gestalten
- Arbeitsabläufe festlegen und kontrollieren
- Methoden der Arbeitsplanung und -kontrolle anwenden
- qualitätssichernde Maßnahmen erarbeiten und beurteilen
- Vorgänge des betrieblichen Berichtswesens bearbeiten
- personalwirtschaftliche Vorgänge erarbeiten
Ähnliche Berufe in Deutschland und Polen
Der deutsche Beruf Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen ist teilweise vergleichbar mit dem polnischen Beruf:
- Techniker – Kaufmann (poln. technik handlowiec), Ausbildungsart - Branchenschule 2. Grades (polnische Bezeichnung: szkoła branżowa II stopnia).
Die Ausbildung im Beruf Techniker – Kaufmann wird in Polen ohne Spezialisierung nach Branchen bzw. Wirtschaftszweigen realisiert.
Nützliche Informationen zu den Schwerpunkten der Ausbildung sind jeweils unter den Informationskategorien „Ausbildungsinhalte“ und „Stundenpensum“ zu finden.
Ausbildungsstätten
Die Ausbildungsstätte ist im dualen System in erster Linie der Betrieb. Zusätzlich gibt es Berufsschulen (in Brandenburg heißen sie "Oberstufenzentren"). Das Ausbildungsunternehmen informiert, welche die entsprechende Schule für diesen Beruf in der Region ist.
Konrad-Wachsmann Oberstufenzentrum
Campus für berufliche Bildung
Potsdamer Straße 4
15234 Frankfurt (Oder)
Deutschland
Tel.: +49 (0)335 606970
Tel.: +49 (0)335 6069719
E-mail:
kwosz@schulen-ff.de HomepageOberstufenzentrum II Potsdam
Wirtschaft und Verwaltung
Zum Jagenstein 26
14478 Potsdam
Deutschland
Tel.: +49 (0) 331 2 89 72 00
Tel.: +49 (0) 331 2 89 72 01
E-mail:
osz2.potsdam@t-online.deHomepageSchulische und sonstige Aufnahmevoraussetzungen
Duale Ausbildung
Grundsätzlich wird – wie bei allen anerkannten, nach dem Berufsbildungsgesetz oder der Handwerksordnung geregelten Ausbildungsberufen – keine bestimmte schulische oder berufliche Vorbildung rechtlich vorgeschrieben. Die Betriebe stellen überwiegend angehende Kaufleute im Gesundheitswesen mit Hochschulreife ein.
Ausbildungsdauer
Ausbildungsdauer
Die Ausbildung dauert 3 Jahre.
Verkürzung der Ausbildungszeit
Die zuständige Stelle hat auf gemeinsamen Antrag von Auszubildenden und Ausbildenden die Ausbildungszeit zu kürzen, wenn zu erwarten ist, dass das Ausbildungsziel in der gekürzten Zeit erreicht wird. Die Verkürzungsdauer ist unterschiedlich und hängt von der Vorbildung ab. Bei berechtigtem Interesse kann sich der Antrag auch auf die Verkürzung der täglichen oder wöchentlichen Ausbildungszeit beziehen (Teilzeitberufsausbildung).
Die Landesregierungen können über die Anrechnung von Bildungsgängen berufsbildender Schulen oder einer Berufsausbildung in sonstigen Einrichtungen bestimmen. Voraussetzung ist ein gemeinsamer Antrag der Auszubildenden und Ausbildenden an die zuständige Stelle.
Auszubildende können nach Anhörung der Ausbildenden und der Berufsschule vor Ablauf ihrer Ausbildungszeit zur Abschlussprüfung zugelassen werden, wenn ihre Leistungen dies rechtfertigen. Die Verkürzungsdauer beträgt meist 6 Monate.
Ggf. ist eine Verkürzung der Ausbildungsdauer für Auszubildende möglich, die eine betriebliche Einstiegsqualifizierung (EQ) erfolgreich abgeschlossen haben.
Verlängerung der Ausbildungszeit
In Ausnahmefällen kann die zuständige Stelle die Ausbildungszeit verlängern, wenn dies erforderlich ist.
Ausbildungsinhalte
Im 1. Ausbildungsjahr lernen die Auszubildenden im Ausbildungsbetrieb beispielsweise:
wie man Betriebssystem, Standardsoftware und betriebsspezifische Software anwendet
wie man Arbeits- und Organisationsmittel sowie Lern- und Arbeitstechniken einsetzt
wie man Aufgaben im Team plant und bearbeitet
welche Steuern, Gebühren und Beträge es gibt und wie man diese im Rechnungswesen berücksichtigt
wie man Kosten ermittelt, erfasst und überwacht
welche Entgeltarten es gibt und was bei der Entgeltabrechnung zu beachten ist
welche Regeln es für kundenorientiertes Verhalten gibt
wie man bei der Marktbeobachtung Preise, Leistungen und Konditionen von Wettbewerbern vergleicht
was die Aufgaben, Organisation und rechtlichen Grundlagen des Gesundheitswesens sind und welche Stellung dieses innerhalb des Systems sozialer Sicherung einnimmt
wie man medizinische Informationen nach betrieblichen Vorgaben erfasst, auswertet und archiviert
Während des 2. Ausbildungsjahres wird den Auszubildenden u.a. vermittelt:
wie man Einflüsse von Zielgruppen und Anbietern ergänzender Dienstleistungen bei der betrieblichen Leistungsbereitstellung berücksichtigt
wie man Kundenkontakte nutzt und pflegt
wie man betriebliche Marketingkonzepte entwickelt und umsetzt und dabei Medien einsetzt
wie man Dienstleistungen anbietet, Kunden berät und Verträge abschließt
welche rechtlichen Vorschriften, insbesondere Wettbewerbsbeschränkungen, Verbote und standesrechtliche Einschränkungen beim Anbieten und Vermarkten von Gesundheitsdienstleistungen zu berücksichtigen sind
welche Zusammenhänge es zwischen Qualität und Kundenzufriedenheit gibt und welche Auswirkungen diese auf das Betriebsergebnis haben
wie man Ausschreibungen vorbereitet, Angebote einholt und Informationen von Anbietern unter fachlichen Gesichtspunkten auswählt
wie man Leistungen bewertet und verrechnet
welche Finanzierungs- und Vergütungsarten es im Gesundheitswesen gibt und worin diese sich in den einzelnen Versorgungsbereichen unterscheiden
wie man die Logistik des Materialeinsatzes innerhalb des Betriebes - insbesondere Heil- und Hilfsmittel sowie Arzneimittel - plant, organisiert und dokumentiert
Im 3. Ausbildungsjahr lernen die Auszubildenden:
wie man Gebührenordnungen und Entgeltformen betriebsbezogen anwendet und zweckgebundene Finanzmittel einsetzt
wie man Systeme und Verfahren zur Preisbildung im Gesundheitswesen anwendet
wie man Abrechnungen durchführt, prüft, weiterleitet und auswertet und dabei Schnittstellen zu anderen Bereichen des Betriebs beachtet
wie man Informations-, Beratungs- und Verkaufsgespräche plant, durchführt und nachbereitet
wie man den Bedarf an ergänzenden Dienstleistungen und Produkten ermittelt
wie man Prozess- und Erfolgskontrollen vornimmt und Korrekturmaßnahmen ergreift
was bei der Anwendung von betrieblichen Planungs-, Steuerungs- und Kontrollinstrumenten besonders zu beachten ist
wie man Finanz- und Liquidierungspläne erstellt
wie man Maßnahmen des Qualitätsmanagements im Betrieb anwendet und deren Einhaltung überprüft
Während der gesamten Ausbildungszeit wird den Auszubildenden vermittelt:
welche gegenseitigen Rechte und Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag entstehen
wie der Ausbildungsbetrieb organisiert ist
wie die Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften angewendet werden
In der Berufsschule sind folgende Lernfelder Gegenstand des theoretischen Unterrichts:
den Betrieb erkunden und darstellen
die Berufsausbildung selbstverantwortlich mitgestalten
Geschäftsprozesse erfassen und auswerten
Märkte analysieren und Marketinginstrumente anwenden
Dienstleistungen und Güter beschaffen und verwalten
Dienstleistungen anbieten
Dienstleistungen dokumentieren
Dienstleistungen abrechnen
Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern
Personalwirtschaftliche Aufgaben wahrnehmen
Investitionen finanzieren
Stundenpensum (Theorie)
Theoretische Ausbildung in der Berufsschule:
- im 1. Ausbildungsjahr
- den Betrieb erkunden und darstellen (80 h)
- die Berufsausbildung selbstverantwortlich mitgestalten (60 h)
- Geschäftsprozesse erfassen und auswerten (80 h)
- Märkte analysieren und Marketinginstrumente anwenden (100 h)
- im 2. Ausbildungsjahr
- Dienstleistungen und Güter beschaffen und verwalten (80 h)
- Dienstleistungen anbieten (80 h)
- Dienstleistungen dokumentieren (60 h)
- Dienstleistungen abrechnen (60 h)
- im 3. Ausbildungsjahr
- Geschäftsprozesse erfolgsorientiert steuern (100 h)
- personalwirtschaftliche Aufgaben wahrnehmen (100 h)
- Investitionen finanzieren (80 h)
Gesamtstunden: 880 h
Stundenpensum (Praxis)
Praktische Ausbildung im Betrieb:
Geschäfts- und Leistungsprozess
Information, Kommunikation und Kooperation
Marketing und Verkauf
kaufmännische Steuerung und Kontrolle
Personalwirtschaft
Organisation, Aufgaben und Rechtsfragen des Gesundheits- und Sozialwesens
medizinische Dokumentation und Berichtswesen; Datenschutz
Materialwirtschaft
Marketing im Gesundheitswesen
Finanz- und Rechnungswesen im Gesundheitswesen
Qualitätsmanagement im Gesundheitswesen
Vertiefen der Kenntnisse aus dem 1. und 2. Ausbildungsjahr
Kosten der Ausbildung
Duale Ausbildung
Die Ausbildung im Betrieb ist für die Auszubildenden kostenfrei. Allerdings können für den Berufsschulunterricht Lernmittelkosten (z.B. für Fachliteratur), Fahrtkosten und ggf. auch Kosten für auswärtige Unterbringung entstehen.
Förderungsmöglichkeiten
Unter bestimmten Bedingungen können Auszubildende Berufsausbildungsbeihilfe (BAB) erhalten.
Ausbildungsvergütung und -förderungen
Auszubildende, die eine duale Ausbildung durchlaufen, erhalten eine Ausbildungsvergütung. Sie richtet sich überwiegend nach tarifvertraglichen Vereinbarungen. Die Höhe der Ausbildungsvergütung ist abhängig vom Ausbildungsbereich (z.B. Industrie und Handel, Handwerk) und von der Branche, in der die Ausbildung stattfindet.
Auch die Stadt/Region ist entscheidend für die Höhe der Ausbildungsvergütung, es kommt immer noch zu Unterschieden zwischen Ost- und Westdeutschland.
Die folgenden Angaben sollen der Orientierung dienen. Ansprüche können aus ihnen nicht abgeleitet werden.
Die Auszubildenden können monatlich ca. 900 bis 1050 € Ausbildungsvergütung erhalten.
Quelle:
Ausbildungsvergütungen (DAV) des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB)
Berufs- und Verdienstaussichten
Das Einkommen der Beschäftigten von Bund und Kommunen richtet sich nach der Eingruppierung in die Entgeltgruppen und Stufen des Tarifvertrags für den öffentlichen Dienst (TVöD). Manche Einrichtungen und Arbeitgeber lehnen ihre Vergütungen an die Vereinbarungen im öffentlichen Dienst an. Auch in der privaten Wirtschaft haben Tarifverträge einen maßgeblichen Einfluss auf den Verdienst. Einkommen werden aber auch unabhängig von Tarifverträgen vereinbart.
Neben einer Grundvergütung werden teilweise Zulagen und Sonderzahlungen wie 13. Monatsgehalt, Urlaubsgeld und vermögenswirksame Leistungen gezahlt. Es treten regional und branchenabhängig große Einkommensunterschiede auf.
Daher kann man die aktuellen regionalen Gehälter am besten auf folgenden Webseiten erfahren:
www.gehalt.de
www.gehaltsvergleich.com
www.nettolohn.de
Weiterbildungsmöglichkeiten
Qualifizierung und Spezialisierung
Das Themenspektrum für eine fachliche Anpassungsweiterbildung ist breit und reicht von Finanz- und Rechnungswesen über Rechtsthemen bis hin zu Marketinglehrgängen für den Gesundheitsbereich. Auch wenn sich Kaufleute im Gesundheitswesen auf Einsatzgebiete spezialisieren möchten, finden sie in Bereichen wie Kundenbetreuung oder Einkauf entsprechende Angebote.
Aufstieg
Wer sich das Ziel gesetzt hat, beruflich voranzukommen, kann ebenso aus einer Palette an Angeboten zur Aufstiegsweiterbildung auswählen. Naheliegend ist es, die Prüfung als Fachwirt/in im Sozial- und Gesundheitswesen abzulegen. Auf Leitungs- und Spezialfunktionen, z.B. auf der mittleren Führungsebene, bereiten auch andere Weiterbildungen vor, wie beispielsweise Betriebswirt/in für Management im Gesundheitswesen.
Studium
Kaufleute im Gesundheitswesen mit Hochschulzugangsberechtigung können studieren und beispielsweise einen Bachelorabschluss im Studienfach Gesundheitsmanagement, -ökonomie erwerben.
Qualifizierungslehrgänge:
Kaufmännische Qualifizierung – Gesundheitswesen
Finanz- und Rechnungswesen, Kostenwesen und Kalkulation – Gesundheitswesen
Rechtslehrgänge/Rechtsfragen im Gesundheitswesen, in Medizin und Pharmazie
Buchführung und Bilanz – Gesundheitswesen
Management, Unternehmensplanung, Projektmanagement – Gesundheitswesen
Marketing, internationales Marketing – Sozial- und Gesundheitswesen
Betriebliche Organisation – Sozial- und Gesundheitswesen
EDV-Anwendungen im Gesundheitswesen und in der Pharmazie
Controlling – Sozial- und Gesundheitswesen
Aufstiegsweiterbildungen:
- Fach- und Betriebswirte/-wirtinnen, Fachkaufleute:
Geprüfter Fachwirt/Geprüfte Fachwirtin im Gesundheits- und Sozialwesen
Betriebswirt/Betriebswirtin (Fachschule) für Management im Gesundheitswesen
Betriebswirt/Betriebswirtin (Fachschule) für Sozialwesen
- Sonstige Aufstiegsweiterbildungen:
Studienfächer:
Gesundheitsmanagement, -ökonomie (Bachelor)
Gesundheitswissenschaft, Public Health (Bachelor)
- Betriebswirtschaftslehre, Business Administration (Bachelor)
Job- und Bewerberdatenbanken
Arbeitnehmervertreter (Gewerkschaften, Berufsverbände)
ver.di - Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft
Bezirk Frankfurt/Oder
Zehmeplatz 11
15230 Frankfurt (Oder)
Deutschland
Tel.: +49 (0) 0335/60677-0
Tel.: +49 (0) 0335/60677-77
E-mail:
bz.nob@verdi.deHomepageDGB Bezirk Berlin-Brandenburg
Kapweg 4
13405 Berlin
Deutschland
Tel.: +4930 21 240 - 0
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